Seddiner See, 30. Oktober 2023 - Die kürzlich abgehaltene Marktinformationsveranstaltung von Ölsaaten und Leguminosen bot wertvolle Einblicke in die gegenwärtige Marktsituation und die Aussichten für diese Agrarprodukte in Deutschland. Es gab folgendes Programm:
- Keynote von Prof. Dr. Hartmut Vogtmann
- Fachvortrag Diana Schaack
- Fachvortrag Elisabeth Berlinghof
- Workshops zu Linse und Kichererbse, Ölsaaten und der Lupine
Learnings aus dem Fachvortrag von Diana Schaack:
Diana Schaack, AMI-Marktanalystin für den Bereich Öko-Landbau, versuchte die Menschen in der Bio-Branche aufzumuntern, denn die Entwicklung sieht besser aus, als sie sich anfühlt, oder in den Medien kommuniziert wird. Zwar gab es im Jahr 2022 einen erstmaligen Rückgang des Bio-Anteils - bedingt durch höhere Preise und steigenden Umsatz in Discountern - zu beachten dabei ist aber das Wachstum bei Direktvermarktern, insbesondere im Bereich frischer Produkte.
Für 2023 wird ein ähnliches Niveau wie 2021 erwartet, jedoch mit geringerer Nachfrage nach Hamsterprodukten wie Nudeln oder Reis sowie Fleischersatz. Bio-Fleischersatz wird weiterhin den konventionellen Produkten bevorzugt. Ein wichtiger Punkt, der während des Vortrags betont wurde, war die Frage nach dem Einfluss von Marken. Marken-Pflanzenmilch ist preislich attraktiver als herkömmliche Pflanzenmilch und wird zu einem Großteil bevorzugt, was eine Chance für die Branche darstellt. Die Zielgruppen für den Verkauf von Ölsaaten und Leguminosen in der Region sind Berlin, wo der Schwerpunkt auf Naturkostläden liegt, und Brandenburg, wo Discountern und Vollsortimentlern eine wichtigere Rolle zukommt.
Hauptkäufer von Leguminosen und Ölsaaten-Produkte sind Familien mit Kindern im Alter von 18 bis 35 Jahren, obwohl der Hülsenfruchtanbau in Brandenburg nur 4 % beträgt. Die Kennzeichnung als regionales Produkt kann die Nachfrage steigern.
Learnings aus dem Fachvortrag von Elisabeth Berlinghof:
Im Vortrag von Elisabeth Berlinghof wurden sowohl der Status Quo als auch die Zukunft des regionalen Anbaus von Körnerleguminosen wie Erbsen, Soja, Ackerbohnen, Linsen, Kichererbsen und Süßlupinen behandelt.
Es wurde aufgezeigt, dass die Niederschlagsverteilung in Brandenburg in den letzten Jahren sehr variabel war und in ihrer Summe übers Jahr seit 2018 zum Teil deutlich unter dem Durchschnitt von 540 mm lag (Standort Müncheberg). Besonders die Frühjahrstrockenheit hat zugenommen: Im Mai hat es in den letzten beiden Jahren z.B. nur 20 mm und 10 mm geregnet, was für Körnerleguminosen sehr problematisch ist. Die Trockenheit hat zum Teil zu den niedrigen Durchschnittserträgen in mehrjährig ökologisch betriebenen Versuchen am ZALF in Müncheberg von 13-14 dt/ha bei Blauen und Weißen Lupinen und 16 dt/ha bei Soja geführt.
Wegen den trockenen Bedingungen führte Bewässerung bei allen Körnerleguminosen außer der Kichererbse zu höheren Erträgen. Dies deutet auf die besondere Eignung von Kichererbsen für leichte und trockene Sandstandorte hin (AZ 23-33), wie sie für Brandenburg typisch sind. Dies gilt auch für die Gelbe Lupine, dort besteht aktuell jedoch eine Lücke in der Züchtung, es gibt nur im Ausland zugelassene Sorten. Bewässert lagen die Erträge bei 15-17 dt/ha bei Blauen und Weißen Lupinen und 28 dt/ha bei Soja.
Anhand von Klima- und Sojaanbaudaten wurden die zukünftigen Veränderungen von Ertragspotenzial und Risiko des Sojaanbaus in Europa simuliert (Link zur ZALF-Studie). Soja könnte von längeren Vegetationszeiten, höheren Temperaturen und CO2-Gehalten in der Atmosphäre profitieren. Aktuell sind kurze Vegetationszeiten und kühle Temperaturen Hauptprobleme im Norden, in der Zukunft wird vermehrt Trockenheit den limitierenden Faktor für den Anbau darstellen. Mit Hitze kann die Sojabohne wiederum sehr gut umgehen, und auch bei Trockenheit z.B. während der Jungendentwicklung erzielt die Kultur zum Teil höhere Erträge als bei anderen Körnerleguminosen. Unter idealen Bedingungen (vor allem gute Wasserverfügbarkeit während der Blüte und Hülsenfüllung) kann die Sojabohne weit höhere Erträge als andere Körnerleguminosen erreichen, weshalb sie beispielsweise im Spreewald auf dem Fehrower Agrarbetrieb seit über 10 Jahren erfolgreich angebaut wird.
In den jeweiligen Workshops wurden die anbautechnischen Herausforderungen, Chancen, Risiken und Stärken der jeweiligen Agrarprodukte erarbeitet. Bei detaillierteren Fragen bitte direkt an die FÖL wenden.
Für Neugierige: Hier geht's zu unserem KIWERTa-Projekt!